Katzen sind keine Einzelgänger - Zusammenführung von Katzen

Katzen sind keine Einzelgänger - Zusammenführung von Katzen

Katzen sind keine Einzelgänger - Zusammenführung von Katzen

 

Katzen sind soziale und gesellige Tiere. Sie sind zwar Einzeljäger aber keine Einzelgänger, wie fälschlicherweise leider immer noch häufig angenommen wird, denn sogar Streunerkatzen leben oftmals friedlich in Kolonien zusammen. Artgerecht ist es darum, die Samtpfoten zu zweit oder zu mehreren zu halten. In Ausnahmefällen kann es durchaus sein, dass sich Katzen zu Einzelgängern entwickeln. Meistens werden sie jedoch durch den Menschen dazu gemacht, weil die Trennung von ihrer Mutter und ihren Geschwistern viel zu früh erfolgt - dies sollte frühestens nach der 12. Lebenswoche der Fall sein - und ihre Sozialisierung noch längst nicht abgeschlossen ist.

Voraussetzung für die kleinen Miezen, um wirklich gesund und glücklich aufzuwachsen, ist der Kontakt zu anderen, am besten gleichaltrigen Artgenossen, mit denen sie spielen, toben, raufen und kuscheln können. Wer es schon erleben durfte, wie Katzen sich lieben und wie verschmust und verspielt Kitten sind, würde ihnen mit Sicherheit keine Einzelhaft antun. Muss das Kätzchen aber als reine Wohnungskatze in Einzelhaltung groß werden und ist oft und lange alleine, kommt es mit der Zeit häufig zu Verhaltensauffälligkeiten. Das Tier zieht sich mit zunehmendem Alter nach und nach mehr zurück, wird immer ruhiger,  antriebslos und depressiv und verbringt den ganzen Tag schlafend oder vor sich hindösend, während es im Stillen leidet und unglücklich ist.

Dies wird jedoch nicht erkannt, weil die Katze zufrieden und entspannt erscheint. Genauso gut kann es aber auch sein, dass die Mieze unsauber und aggressiv wird und dafür noch eine Strafe erhält oder sich so lange das Fell leckt, bis die blanke Haut zu sehen ist. Sie fühlt sich sehr einsam und nach Jahren der Isolation sind schwere psychische Erkrankungen vorprogrammiert. Die armen Tiere werden dann meistens ins Tierheim abgeschoben und sind nicht mehr oder nur sehr schwer sozial wieder eingliederbar, da sie die Kontaktfähigkeit zu anderen Katzen verlernt haben. Aber auch einer gut sozialisierten Samtpfote in Einzelhaft kann weder der  Mensch, trotz ausgiebiger Beschäftigung und regelmäßiger Schmuseeinheiten, noch ein anderes Haustier die Interaktion mit ihresgleichen ersetzen. Um ihre sozialen Bedürfnisse stillen zu können, brauchen reine Wohnungskatzen mindestens einen Artgenossen, mit dem sie in „ihrer Sprache“ kommunizieren  können.

Werden Freigänger als Einzelkatze gehalten, besteht für sie zumindest die Möglichkeit, auf ihren Streifzügen anderen Fellnasen zu begegnen und sich noch zu sozialisieren. Sie  genießen es aber trotzdem, in ihrem Zuhause kätzische Mitbewohner zum Spielen, Kuscheln und gegenseitigem Putzen an ihrer Seite zu haben. Entscheidet man sich von Anfang an für junge Wurfgeschwister, ist das am einfachsten, denn die Eingewöhnung läuft hier am unkompliziertesten ab. Auch bei Jungkatzen bis zu einem Jahr kann dies relativ schnell und ohne größere Probleme erfolgen.

Möchte man z. B. Katzen aus dem Tierheim ein neues Zuhause schenken und eine bereits vorhandene Samtpfote, die schon länger alleine im Haushalt lebte, vergesellschaften oder einem trauernden Stubentiger, deren langjähriger Lebensgefährte gestorben ist, einen neuen Katzenfreund zur Seite stellen, gestaltet sich dies erheblich schwieriger. Ist letzteres der Fall, ist es ratsam, erst etwas Zeit vergehen zu lassen, denn die hinterbliebene Mieze wird sehr traurig sein und muss den Verlust erstmal verarbeiten.

 

 

Auswahl der Zweitkatze(n)

Bevor man sich für eine zweite oder auch mehrere Katzen entscheidet, sollte man sich vor der Auswahl zunächst gut überlegen, welche überhaupt in Frage kommen würden und wer zu wem passen könnte. Auch verschiedene Rassen richtig kombiniert, bilden oft ein gutes Team. (Welche Katzenrassen miteinander harmonieren und warum, erfahrt ihr hier: https://bit.ly/2V5I9v0). Es gibt Empfehlungen und bestimmte Kriterien, die im Wesentlichen zu beachten sind, jedoch haben erwachsenen Fellnasen ihre individuelle Persönlichkeit und es ist daher nicht gewährleistet, dass sich die Tiere liebgewinnen und harmonieren.

Neben Alter, Geschlecht, Vorlieben und Temperament spielen Wesenszüge und Charaktereigenschaften eine wesentliche Rolle. Hier sollten sich die Katzen ähneln und ergänzen, also nicht unbedingt zu gleich und nicht zu verschieden sein. So können sie auch noch voneinander lernen. Es ist gut möglich, dass sich das Zusammenleben mit einer  sanften, freundlichen aber doch selbstsicheren Zweitkatze auf eine ängstliche und unsichere Einzelkatze positiv auswirkt, da ihr diese als Vorbild dient. Ist der eigene Stubentiger z. B. sehr dominant, draufgängerisch oder eifersüchtig, sollten die Partnerkatzen dies nicht sein, sondern eher sehr selbstbewusst und gut sozialisiert, um sich sowohl durchsetzen oder etwas gelassen hinnehmen zu können. Damit kann die Gefahr von häufigen Revierkämpfen oder Mobbing eher gering gehalten werden.

Einer betagten, ruhigen und zurückhaltenden Erstkatze tut man keinen Gefallen, wenn man ihr einen jungen, wilden und verspielten Kameraden vor die Nase setzt, der ihr auf die Nerven geht. Hier empfiehlt es sich, entweder ebenfalls eine ältere, zurückhaltende Mieze oder lieber gleich zwei Kitten oder Jungtiere, dazu zu nehmen, die zusammen ihren Spaß haben und die Alteingesessene nicht zu sehr belästigen, sie im besten Fall aber mit der Zeit noch aus der Reserve locken können. Bei den jungen Samtpfötchen gilt in der Regel, je jünger sie sind, desto kleiner sollte ihr Altersunterschied sein, am besten nur wenige Wochen oder Monate. Bei erwachsenen Katzen, die vergesellschaftet werden sollen, kann dieser auch ein paar Jahre betragen.

Da junge gleichgeschlechtliche Pärchen meist die gleichen Vorlieben haben, ist es oftmals besser, sich dafür zu entscheiden, denn Kätzinnen sind eher verspielt und Kater raufen gerne. Dabei ist es notwendig, die beiden Männchen zu gegebener Zeit kastrieren zu lassen, da ansonsten häufige Revierkämpfe an der Tagesordnung sind. Es gibt natürlich zahlreiche weitere unterschiedliche Möglichkeiten an Umständen und Konstellationen.

Lesetipps hierzu sind u. a. folgende Bücher:

 

  • Zwei Katzen, doppeltes Glück von Isabella Lauer
  • Katzenzusammenführung mit Herz und Verstand von Christine Hauschild

 

Um letztendlich gemeinsam, z. B. mit einem Züchter oder einem Pfleger aus dem Tierheim, die beste Wahl für eine Partnerkatze zu treffen, ist es auf jeden Fall sehr wichtig, sein Tier genau einschätzen und beschreiben zu können.

 

Vorbereitungen für den Einzug des Familienzuwachses treffen

Ist dann eine Entscheidung gefallen, sollte man sich Gedanken über den Einzug des neuen Mitbewohners machen. Als Grundausstattung wird für jede weitere Katze folgendes benötigt: Transportbox, Futternapf, Wasserschale, Toilette, Spielzeug und Kratzmöglichkeit. Situationsbedingt kann zunächst ein separater Raum als möglicher Rückzugsort hergerichtet werden. Hier dürfen kuschelige Schlafplätze und idealerweise ein paar Verstecke nicht fehlen. Sobald alles vorbereitet ist, wird der neue Stubentiger abgeholt. Dazu legt man ein paar Leckerlis und eine neue Kuscheldecke, die man der Erstkatze dann später zum Beschnuppern überlässt, in seine Transportbox.

 

Zusammenführung

Für die Zusammenführung von Katzen gibt es unterschiedliche Empfehlungen aber kein Patentrezept. Am besten ist es, selbst verantwortungsbewusst und einfühlsam aus der Situation heraus zu entscheiden, welche Vorgehensweise für einen am stimmigsten ist. Dabei soll das Wohl der Miezen immer an erster Stelle stehen. Je entspannter, geduldiger, liebevoller und behutsamer man bei der Sache ist, desto vorteilhafter wirkt es sich auf alle Beteiligten aus. Jegliche Nervosität und Unruhe wird auch auf die Tiere übertragen. Es ist darum empfehlenswert, ein solches Vorhaben so zu planen, dass auch genügend Zeit zur Verfügung steht (z. B. ein verlängertes Wochenende oder Urlaub), sich um die Samtpfoten in der Kennenlernphase intensiv kümmern zu können.

Oberste Priorität hat es dabei,  sich sowohl mit ihnen gleichwertig zu beschäftigen als auch ihr Verhalten zwischendurch möglichst unauffällig zu beobachten, um im Bedarfsfall eingreifen zu können. Vor allem, wenn es sich um reine Wohnungskatzen handelt, denen es nur bedingt möglich ist, sich aus dem Weg zu gehen. Es wäre auch von Vorteil, wenn dabei zur Unterstützung noch eine weitere Person anwesend ist. Auf keinen Fall ist es ratsam, nach dem Motto: die raufen sich schon zusammen oder die machen das schon unter sich aus, zu handeln, dabei die Tiere  miteinander zu konfrontieren und sie dann unbeaufsichtigt sich selbst zu überlassen. 

Während eine Jungkatze mit einem Artgenossen, der auch schon ein paar Monate älter sein darf, eher Freundschaft schließen wird, werden erwachsene ältere Erstkatzen vermutlich anfangs nicht besonders begeistert sein, wenn sich plötzlich in ihrem Revier, das ihnen bisher alleine gehörte, ein oder mehrere Eindringlinge aufhalten. Diese stellen zu-nächst sogar eine gewisse Bedrohung dar. Für die Neuankömmlinge wiederum kann es eine ziemlich stressige Angelegenheit sein, da sich ihr komplettes Leben ändert. Zuerst werden sie aus ihrem vertrauten Umfeld gerissen und haben eine wahrscheinlich beängstigende Fahrt zu bewältigen. Danach gilt es, sich nicht nur an die unbekannten Artgenos-sen und eventuell weitere Haustiere, sondern auch an die neue Umgebung und die Menschen, bei denen sie einziehen, zu gewöhnen. Charakter, Alter und Vorgeschichte der Miezen spielen auch hier ebenfalls ein Rolle, wie sie auf die jeweiligen Umstände reagieren.

Um einen selbstbewussten neuen kätzischen Mitbewohner trotzdem nach seiner Ankunft nicht gleich zu überfordern, kann man sich mit ihm zunächst in einen bereits vorbereiteten separaten Raum zurückziehen, der wie schon erwähnt, mit allem Notwendigem ausgestattet ist. Frisches Wasser und ein wenig Futter stehen hier ebenfalls bereit. Jetzt darf die Mieze erst einmal in Ruhe ankommen und sich etwas einleben. Weitere Familienangehörige begrüßen den frisch eingezogenen Stubentiger dann erst nach und nach. Kinder    müssen darauf hingewiesen werden, dass sie sich zurückhalten und das Tier nicht durch zu ausgelassene und lautstarke Begeisterung erschrecken. Zeitgleich sollte sich eine Person auch um die Erstkatze/n kümmern, sodass für sie von Anfang an kein Grund zur Eifersucht besteht und sich keine vernachlässigt fühlt, denn die Anwesenheit des anderen Artgenossen wurde wahrscheinlich schon bemerkt. Begutachtet der Neuankömmling in-zwischen schon alles neugierig, lässt sich bereits streicheln und zeigt Interesse am gemeinsamen Spielen kann man die Türe öffnen und ihm, ungestört von den anderen Samtpfoten, weitere Räume inspizieren lassen. Hat die Katze ihren Rundgang beendet, steht dem Kennenlernen der Hausgenossen nichts mehr im Weg. Selbst, wenn die Fellnasen alle relativ entspannt sind, ist es normal, wenn anfangs typische Verhaltensweisen wie Fauchen, Knurren und das Austeilen von Pfotenhieben nicht ausbleiben. Dies ist kein Grund zur Beunruhigung und sollte auch nicht unterbunden werden, solange es nicht ausartet, da es in der nächsten Zeit darum geht, die Rangordnung neu zu bestimmen.

Ist die neue Katze dagegen eher verstört, ängstlich oder zurückhaltend und versteckt sich, ist es ratsam, ihr lieber Zeit zu lassen, bis sich die erste Aufregung gelegt hat und sie sich etwas heimischer fühlt, bevor es zu einer direkten Gegenüberstellung mit den anderen Stubentigern kommt. Wenn notwendig sollten die Tiere noch ein paar Tage voneinander getrennt bleiben, dabei ist es wichtig, sich gleichermaßen um sie zu kümmern. Weiter im Haushalt lebende Personen üben sich in geduldiger Zurückhaltung und nähern sich der Mieze erst allmählich. Möglicherweise lässt sich der Neuankömmling schließlich ziemlich bald durch beruhigendes Zureden und ein paar Leckerlis oder mit der Spielangel aus seinem Versteck locken und mag es auch, gestreichelt zu werden. Auch in diesem Fall gilt es, der Katze vorab ungestört die übrigen Räume in ihrem neuen Zuhause erkun-den zu lassen, um mögliche Fluchtpunkte entdecken zu können und sich dadurch immer sicherer zu fühlen. Durch den Reviertausch ist es den Fellnasen bereits gegenseitig ihren Geruch aufzunehmen. Außerdem ist es ebenfalls empfehlenswert, die Katzen in der Nähe der Türe, die sie trennt, zur gleichen Zeit zu füttern. Es vermittelt ihnen so, dass sie ihr Futter, trotz der Anwesenheit des noch unbekannten Artgenossen, den sie ja bemerken, unbehelligt genießen können.

Hat man das Gefühl, dass weiterhin besondere Vorsichtsmaßnahmen sinnvoll sind, ist der nächste Schritt, im Türrahmen ein Netz oder ein Schutzgitter, wie es bei Kleinkindern verwendet wird, anzubringen. So haben die Fellnasen zumindest schon Sichtkontakt und dürfen sich mit Sicherheitsabstand beschnuppern. Es ist normal, wenn sie dabei laut knurren und fauchen. Haben sich die Tiere dann mit der Zeit beruhigt und schon etwas aneinander gewöhnt, kann man eine direkte Gegenüberstellung wagen. Davor sollten die Katzen auf jeden Fall gefüttert werden, da sie so entspannter sind. Falls sie  aber doch aggressiv aufeinander losgehen und es zum Kampf kommt, gilt es, Ruhe zu bewahren und zunächst nicht einzugreifen, solange sie sich nicht ineinander verbeissen und verletzen. Dauert das Gerangel zu lange, stört man durch einmal laut Klatschen und beendet das Ganze vorerst. Dabei die Miezen niemals anschreien oder schimpfen. Es ist auch nicht in jedem Fall ratsam, die Tiere immer wieder zu isolieren und sie dann jedes Mal aufs Neue miteinander zu konfrontieren, da dies die Aggression eher noch steigert. Besser wäre es, wenn eine zweite Person anwesend ist, sodass es möglich ist, die Samtpfoten dann einzeln durch zärtliche Streicheleinheiten, sanftes Zureden und ein paar Leckleris erst einmal wieder zu beruhigen. Durch gemeinsames Spielen und indem man sie zusammen, für beide noch unbekannte Gegenstände, z. B. neues Spielzeug, leere Kartons oder einen neuen Kratzbaum entdecken lässt, kann man ihr Interesse wecken und sie so voneinander ablenken. Bei besonders erhitzten Gemütern wirkt oft der Einsatz von Rescue Tropfen oder eines Pheromonsprays wahre Wunder. Läuft alles normal, nähern sich die Fellnasen einander täglich etwas mehr an und dulden sich mit der Zeit. Wie schnell es mit weiteren Fortschritten vorangeht bestimmen die Tiere. Man unterstützt sie dabei, indem man ihnen gleich viel Aufmerksamkeit, Lob, Zuneigung und Geduld entgegenbringt. Sobald sich die Samtpfoten freundlich begrüßen, gegenseitig friedlich beschnuppern, in Ruhe nebeneinander fressen, miteinander spielen, sich gegenseitig putzen und sich in der Nähe des anderen entspannt niederlassen, um ihr Schläfchen zu halten, ist es geschafft. Bis dahin können aber Wochen oder sogar Monate vergehen.

 

Was tun, wenn es gar nicht klappt?

In wenigen Fällen kann es aber auch vorkommen, dass es trotz aller Bemühungen nicht klappt und keine Harmonie einkehrt. So ist es möglich, dass ein Tier zur Opferkatze wird und z. B. durch ständiges Auflauern und Jagen, offensives Attackieren oder in die Ecke drängen, schikaniert wird. Ebenso ist es möglich, dass sich die gemoppte Mieze immer mehr zurückzieht und in einer angespannten Körperhaltung den ganzen Tage verschläft, um Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. Manche Katzen passen einfach nicht zusammen und dann ist es besser, auch wenn es einem sehr schwer fällt, sich von dem Neuankömmling wieder zu trennen. Nach einer gescheiterten Zusammenführung sollte man jedoch nicht aufgeben und nach einer Weile einen weiteren Versuch starten. Dabei besteht die Möglichkeit einen Tierpsychologen zu Rate zu ziehen oder mit Hilfe einer Tierkommunikation, seine Katze besser zu verstehen.